Hier ein paar Antworten zu gängigen Fragen, die zu unseren Beiträgen aufkommen:

1Was leisten bewirtschaftete Wälder für den Klimaschutz?
Die Klimaschutzleistung des Waldes und seiner Bewirtschaftung liegt zum einen darin, dass Kohlenstoff im Wald selbst und in Holzprodukten gespeichert ist. Dieser Kohlenstoff ist damit der Atmosphäre entzogen, wo er andernfalls als Treibhausgas Kohlenstoffdioxid vorliegen würde. Die Atmosphäre ist also um diese Kohlenstoffmenge entlastet.
Zum anderen liegt die Klimaschutzleistung des bewirtschafteten Waldes in der Substitution. Diese liegt vor, wenn Stoffe oder Energiequellen durch andere ersetzt werden können, die eine bessere Treibhausgasbilanz haben. Beispiele sind die Ersetzung von Stahl oder Beton durch Holz im Baubereich, von Plastik oder Aluminium durch Holz im Möbelbereich und die Ersetzung von fossilen Brennstoffen durch Holzverbrennung. Substitution stellt keine Speicherung/Bindung dar, sondern eine Emissionsreduzierung.
2Was ist der Waldspeicher?
Im Wald ist Kohlenstoff gespeichert. Denn Kohlenstoff ist für Lebewesen sehr wichtig: Viele Moleküle, aus denen Lebewesen bestehen, enthalten viele Kohlenstoffatome. Dieser gelangt auf dem Festland vor allem durch Pflanzen in die Nahrungsnetze, da diese (anders als z. B. Tiere oder Pilze) durch Photosynthese Kohlenstoffdioxid aus der Luft zersetzen können. Im Wasser wird diese Rolle übrigens größtenteils von Algen übernommen.
Nach dem Tod von Lebewesen oder dem Abwerfen einzelner Teile (wie Blätter und Äste) wird dieser Kohlenstoff im Rahmen von Zerfalls- und Zersetzungsprozessen wieder zu Kohlenstoffdioxid.
Man unterscheidet deswegen zwischen dem Kohlenstoff, der in der der sogenannten „lebenden Biomasse“, also allen Pflanzen, Pilzen, Tieren etc., die noch leben, enthalten ist, und dem in der „toten Biomasse“, zum Beispiel abgestorbenem Holz und Blättern.
Pflanzen machen auf dem Festland für beide Kategorien das meiste aus, da z. B. alle Pflanzen eines Walds (man denke nur an die Bäume!) und ihre Überreste deutlich schwerer sind als die anderen Lebewesen und deren Überreste und somit auch mehr Kohlenstoff enthalten.
Lebende und tote Biomasse bilden gemeinsam den sogenannten Waldspeicher für Kohlenstoff. Zusätzlich ist auch im Waldboden Kohlenstoff gespeichert, und zwar in Form von sehr stark zerfallener Biomasse (z.B. Humus), der man gar nicht mehr ansieht, dass sie mal ein Lebewesen war.
3Was ist der Holzproduktspeicher?
Holz besteht vor allem aus den kohlenstoffreichen Molekülen Lignin und Zellulose. Auch Holzprodukte bestehen größtenteils aus diesen Molekülen: Wenn noch sichtbar Holz vorliegt, wie bei Balken oder Brettern, enthalten sie beide Moleküle, während z. B. Papier oder Holzfaserplatten aus Zellulose bestehen, das Lignin also während der Herstellung abgetrennt wurde.
So oder so: Holzprodukte enthalten Kohlenstoff, der so lange gespeichert bleibt, bis das Produkt irgendwann zerfällt oder verbrannt wird. Vor allem bei langlebigen Produkten (wie Holzhäusern) kann diese Speicherung länger sein, als es im Wald möglich wäre, da Totholz im Wald sich oft schnell zersetzt, während ein Holzhaus Jahrzehnte oder sogar Jahrhunderte stehen kann.
Im Allgemeinen kann man davon ausgehen, dass sogenanntes Schnittholz am langlebigsten ist. Dabei geht es um Holz, das in Form geschnitten und vielleicht noch für mehr Haltbarkeit chemisch behandelt wurde, aber nicht zusammengeleimt. Beispiele sind Balken, Bretter und Massivholzmöbel.
Im Durchschnitt etwas weniger langlebig sind sogenannte Holzwerkstoffe. Dabei geht es um zusammengeleimtes Holz, z. B. Spanplatten, oder zusammengepresste (und eventuell geleimte) Holzfasern (Holzfaserplatten). Für im Gebäudebau eingesetzte Holzwerkstoffe, z. B. zusammengeleimte Bretter oder Furniere (dünne Holzscheiben), die als tragende Elemente in Holzgebäuden zum Einsatz kommen (Brettschicht- oder Brettsperrholz sowie Furnierschicht- oder Furniersperrholz) ist von einer ähnlich langen Lebensdauer wie bei Schnittholz auszugehen.
Im Durchschnitt eher kurzlebig sind Papier und Pappe. Zwar werden manche Bücher für sehr lange Zeit bewahrt, Zeitungen und Verpackungen normalerweise nicht. Obwohl diese den Kohlenstoff damit nicht so lange binden, kann der Substitutionseffekt groß sein, da man z. B. Verpackungen andernfalls aus Plastik oder Alufolie herstellen müsste.
Wichtig ist zudem, dass es technisch nicht möglich ist, sämtliches Holz zu Schnittholz oder langlebigen Holzwerkstoffen zu verarbeiten. Manche Bäume sind zu dünn (vor allem die, die vorzeitig Schädlingen zum Opfer fallen) oder zu krumm, auch bei guten Bäumen gilt das für einige Baumteile. In solchen Fällen ist eine kurzfristigere stoffliche Nutzung oder eine direkte energetische Nutzung oft die einzige praktikable Lösung.
4Was ist Substitution?
Wenn Stoffe oder Energiequellen durch andere ersetzt werden, die eine bessere Treibhausgasbilanz haben, liegt Substitution vor. Der genaue Substitutionseffekt ist die Differenz zwischen dem Treibhausgasausstoß des ersetzten Stoffs und demjenigen des stattdessen verwendeten Stoffs.
Für Holz ergeben sich zwei Arten von Substitution: Die stoffliche und die energetische.
Stoffliche Substitution bedeutet, andere Materialien in Gebäuden oder Gegenständen zu ersetzen. Beispiele sind die Ersetzung von Stahl oder Beton durch Holz im Baubereich oder von Plastik oder Aluminium durch Holz im Möbelbereich oder durch Papier oder Pappe im Verpackungsbereich. Bei all diesen Beispielen spielt Holz ohnehin bereits heute eine wichtige Rolle, im Verpackungsbereich sogar schon die führende. Daher wird Substitution normalerweise relativ zum heutigen Zeitpunkt betrachtet, also als eine Steigerung der Holznutzung im Vergleich zu heutigen Verhältnissen.
Holzprodukte haben damit einen doppelten Effekt für den Klimaschutz: Zum einen speichern sie Kohlenstoff (Holzproduktspeicher), zum anderen ersetzen sie klimaschädliche Stoffe, wodurch die Emissionen aus der Herstellung dieser Stoffe eingespart werden.
Energetische Substitution bedeutet, andere Energiequellen zu ersetzen. Der Energieverbrauch in Deutschland kann in die Sektoren Strom, Wärme und Verkehr eingeteilt werden. Momentan ist Holz vor allem für den Wärmesektor wichtig und kann dort z. B. Heizöl oder Erdgas ersetzen. Stromgewinnung aus Holz ist ebenfalls möglich, geht jedoch mit viel Wärme als Nebenprodukt einher. Es ist effizient, diese z. B. mit Fern- oder Nahwärmenetzen zu nutzen (Kraft-Wärme-Kopplung), wie es z. B. Blockheizkraftwerke tun. Insgesamt lohnt sich Stromgewinnung durch Holzverbrennung nur für kleinere Kraftwerke. Für Großkraftwerke ist weder genug Holz vorhanden noch kann die Abwärme effektiv genutzt werden. Im Verkehrsbereich wird bisher wenig mit Holzenergie gearbeitet, es wird allerdings an aus Holz gewonnenem Diesel geforscht (Fischer-Tropsch-Diesel).
Die energetische Holznutzung hat, anders als die Produktion von Holzprodukten also keine Bindungs- oder Speicherwirkung, „nur“ einen Substitutionseffekt, der aber bei der Ersetzung fossiler Brennstoffe beträchtlich ausfallen kann.
Zudem konkurrieren die stoffliche und energetische Nutzung nicht, sondern ergänzen sich: Bei der Ernte anfallende schlecht nutzbare Baumteile sowie bei der Verarbeitung entstehender Holzabfall (genannt „Industrierestholz“, z. B. Sägemehl) sowie Holzprodukte, die das Ende ihrer Lebensdauer erreicht haben (genannt „Altholz“) können energetisch genutzt werden, sodass die energetische Substitution mit der stofflichen gekoppelt ist.
5Gibt es Quellen für die Klimaschutzleistung von Wald und Holz?
Ja, hier eine Liste:
Waldspeicher:
Dritte Bundeswaldinventur (2012) ab S. 39
Kohlenstoffinventur (2017)
Holzproduktspeicher:
Nationaler Inventarbericht zum Deutschen Treibhausgasinventar 1990 – 2018 ab S. 694
Substitution:
Substitution wird in der internationalen Kohlenstoffbilanzierung nicht explizit verzeichnet. Während der Waldspeicher und der Holzproduktspeicher explizit im Sektor Landnutzung und Landnutzungsänderung (LULUCF) auftauchen, äußert sich der Substitutionseffekt darin, dass in den Sektoren der jeweils durch Holz ersetzten Produkte weniger Emissionen auftreten, ohne dass dies explizit dem Holz zugeschlagen wird. Daher sind zur Erfassung des Substitutionseffekts produktspezifische Studien notwendig, hier ein Beispiel für Holzbau:
Hafner, Rüter et al. (2017): Treibhausgasbilanzierung von Holzgebäuden – Umsetzung neuer Anforderungen an Ökobilanzen und Ermittlung empirischer Substitutionsfaktoren (THG-Holzbau)
6Was ist der Unterschied zwischen einem Kohlenstoffspeicher und einer Kohlenstoffsenke?
Im Zusammenhang mit dem Wald und Holzprodukten sind oft die Begriffe Speicher und Senke zu hören. Dabei ist ein Speicher eine Momentaufnahme: Alles, was zum betrachteten Zeitpunkt Kohlenstoffatome enthält, ist ein Kohlenstoffspeicher. Der Begriff Senke bezeichnet stattdessen eine zeitliche Entwicklung: Wenn ein Kohlenstoffspeicher netto betrachtet wächst, also im betrachteten Zeitraum mehr Kohlenstoff aufnimmt, als er verliert, ist er bezogen auf diesen Zeitraum eine Kohlenstoffsenke. Das Gegenteil einer Senke ist eine Quelle: Ein Kohlenstoffspeicher ist eine Kohlenstoffquelle, wenn er in der betrachteten Zeit mehr Kohlenstoff verliert, als er hinzugewinnt.
Sowohl der Waldspeicher als auch der Holzproduktspeicher gewinnen und verlieren Kohlenstoff, können also insgesamt Senken oder Quellen sein, je nachdem, was gerade überwiegt.
Der deutschlandweite Waldspeicher gewinnt durch das Wachstum der Bäume ständig Kohlenstoff hinzu, da diese den Kohlenstoff in ihr Gewebe (z. B. das Holz) einbauen. Umgekehrt verliert er durch die Zersetzung abgestorbener Biomasse (z. B. von Blättern oder Totholz) ständig Kohlenstoff an die Atmosphäre, da die zersetzenden Mikroorganismen diesen im Rahmen ihrer Ernährung wieder in Kohlenstoffdioxid umwandeln. Netto betrachtet sind die deutschen Wälder seit langem eine Kohlenstoffsenke: Die Wälder gewinnen an Biomasse hinzu, der Waldspeicher wächst also. Das zeigten zuletzt die dritte Bundeswaldinventur 2012 und die Kohlenstoffinventur 2017.
Der deutschlandweite Holzproduktspeicher gewinnt Kohlenstoff durch die neu hergestellten Holzprodukte hinzu, während er Kohlenstoff durch das Ende der Lebensdauer von Holzprodukten verliert, die entweder verbrannt oder biologisch abgebaut werden. So oder so, der enthaltene Kohlenstoff wird wieder zu Kohlenstoffdioxid. Der Holzproduktspeicher ist damit eine Senke, wenn im betrachteten Jahr mehr Kohlenstoff in den neu hergestellten Holzprodukten enthalten ist als lebenszyklusbedingt aus alten Holzprodukten freigesetzt wird. Über die Kohlenstoffbilanz von Holzprodukten wird jedes Jahr im nationalen Treibhausgasinventar berichtet. Wie auch der Waldspeicher stellt der Holzproduktspeicher in den letzten Jahrzehnten eine Senke dar, es wird also mehr produziert als zerfällt oder verbrannt wird. Damit wird jedes Jahr netto Kohlenstoff gespeichert.